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Schweizer Finanzaufsicht verpflichtet sich zur Umsetzung der NGFS-Empfehlungen

Das ‘Network for Greening the Financial System’ hat aufgrund der 26. UNO-Klima-Konferenz die NGFS Glasgow Declaration veröffentlicht. Sie beschreibt den Beitrag des NGFS zu den COP26-Zielen. Auch die FINMA will deren Empfehlungen umsetzen.

Das ‘Network for Greening the Financial System’ (NGFS) hat am 3. November 2021 eine Erklärung über seinen Beitrag zu den Zielen der UNO-Klimakonferenz 2021 in Glasgow (COP26) veröffentlicht. Die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht FINMA ist Mitglied dieses Netzwerks. Sie unterstützt die Ziele des NGFS, die darauf beruhen, die finanziellen Risiken des Klimawandels besser zu verstehen und zu steuern. Die FINMA hat sich deshalb im Rahmen ihres Mandats zur Umsetzung der für sie relevanten NGFS-Empfehlungen verpflichtet. Die Empfehlungen sind nicht verbindlich; sie basieren auf den von den NGFS-Mitgliedern identifizierten Best Practices.

Die Ziele der 26. UNO-Klimakonferenz umfassen im Wesentlichen, griffige Umsetzungsregeln des Abkommens von Paris zu verabschieden, zu besprechen, wie die Staaten ihre Anstrengungen zur Reduktion ihrer Treibhausgasemissionen verstärken können, so dass die Klimaerwärmung 1,5 Grad nicht überschreitet, und wie Klimaschutzprojekte in Entwicklungsländern für die Zeit nach 2025 finanziert werden können.

Klimabezogene Finanzrisiken werden in die Aufsichtstätigkeit integriert

Die FINMA integriert klimabezogene Finanzrisiken in ihre Aufsichtstätigkeit, wie sie erklärt, und zwar in einer «strategischen, proportionalen und risikobasierten Art und Weise». Dazu entwickelt sie derzeit Konzepte, die der Aufsicht über das Klimarisikomanagement von Banken und Versicherungsunternehmen dienen. Diese Konzepte sollen ab 2022 stufenweise und proportional eingesetzt werden.

Mit den grössten Beaufsichtigten führt die FINMA zudem kontinuierlich den Dialog darüber, wie diese ihre klimabezogenen Finanzrisiken managen-, und wie sie die wesentlichen klimabezogenen Finanzrisiken im Schweizer Finanzsektor identifizieren und erfassen können. Bei Bedarf will die FINMA ihre Erwartungen an das Management von klimabezogenen Finanzrisiken bei Beaufsichtigten auch weiter ausführen. Sie stützt sich dabei auf ihre Erfahrungen aus der Aufsicht, und auf ihren prinzipienbasierten Ansatz, wie sie sagt.

Klimabezogene Finanzrisiken sollen gemessen werden

Weiter befasst sich die FINMA mit quantitativen Methoden, um klimabezogene Finanzrisiken zu messen. Ein entsprechendes Pilotprojekt der FINMA und der Schweizerischen Nationalbank soll kurz vor dem Abschluss stehen.

Das Projekt verfolgt das Ziel, die Risikokonzentrationen der systemrelevanten Schweizer Banken gegenüber Sektoren, die erhöhten Transitionsrisiken ausgesetzt sind, zu identifizieren und zu messen. Es umfasst sowohl eine Expositionsanalyse als auch zukunftsorientierte Klimaszenario-Analysen.

Transitionsrisiken bestehen in Zusammenhang mit der Umstellung auf eine kohlenstoffarme Wirtschaft. So können politische Massnahmen, wie eine CO2-Steuer, zu einer Verteuerung fossiler Energieträger führen, oder zu hohen Investitionskosten, aufgrund erforderlicher Sanierungen von Gebäuden und Anlagen. Auch können neue Technologien, beispielsweise die Elektromobilität, bekannte Technologien verdrängen, und veränderte Kundenpräferenzen und gesellschaftliche Erwartungen können nicht angepasste Unternehmen gefährden.

Auf internationaler Ebene setzt sich die FINMA in verschiedenen internationalen Standardsetzungsgremien und im NGFS aktiv dafür ein, dass sinnvolle internationale Rahmenbedingungen zur Auseinandersetzung mit klimabezogenen Risiken geschaffen werden.

Klimabezogene Finanzrisiken sollen offengelegt werden

Die FINMA hat ihre Offenlegungsregeln zu klimabezogenen Finanzrisiken angepasst und sich dabei an die Empfehlungen der Task Force on Climate-related Financial Disclosures (TCFD), einem international anerkannten Referenzrahmen, orientiert. Die betroffenen Finanzinstitute müssen die Regeln ab 2022 anwenden.

Mit ihrer Mitgliedschaft in einschlägigen Arbeitsgruppen unterstützt die FINMA zudem die Gründung des International Sustainability Standards Board (ISSB). Das neue Standardsetzungsgremium soll umfassende Mindeststandards im Bereich der finanziellen Nachhaltigkeitsberichterstattung setzen. Diese Standards sollen künftig Investoren und anderen Kapitalmarktteilnehmern Informationen über die nachhaltigkeitsbezogenen Risiken und Chancen von Unternehmen liefern, damit sie fundierte Entscheidungen treffen können. Das ISSB wird weltweit und an mehreren Standorten vertreten sein; der Sitz des Boards und das Büro des Vorsitzenden werden in Frankfurt sein.

Schweizer Politik wird aktiv unterstützt

Die FINMA unterstützt ausserdem die Schweizer Bundesbehörden aktiv bei der Umsetzung der an politische Entscheidungsträger gerichteten NGFS-Empfehlungen. Dazu zählt beispielsweise die Schliessung von Datenlücken. Die Umsetzung dieser Empfehlungen sind laut FINMA gleichermassen Schlüsselelemente, um die wesentlichen klimabezogenen Risiken zu berücksichtigen, als auch um Greenwashing-Risiken beim Vertrieb von Finanzprodukten und beim Erbringen von Finanzdienstleistungen zu begrenzen.

Kunden sollen vor Greenwashing geschützt werden

Neben den Arbeiten zu den NGFS-Empfehlungen befasst sich die FINMA mit dem Kundenschutz. Dazu gehören gemäss der Finanzaufsicht auch die Risiken für Anleger und Kundschaft, mit irreführenden Versprechungen, beispielsweise bei Anlageprodukten, über die Nachhaltigkeit getäuscht zu werden. Potenzielles Greenwashing geht die FINMA auf der Basis der bestehenden Regulierung und der heute herausgegebenen Aufsichtsmitteilung an. Mehr zu den Prioritäten und Tätigkeiten der FINMA im Bereich Sustainable Finance findet sich hier (Dossier Sustainable Finance: https://www.finma.ch/de/dokumentation/dossier/dossier-sustainable-finance/).