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Einzelne Pensionskassen haben bereits ermutigende Initiativen ergriffen

Der weltweite Trend zu nachhaltigem Anlegen hat auch die Pensionskassen erfasst. Beim Megathema Klima besteht aber noch erheblicher Nachholbedarf. Auch weichen die Nachhaltigkeitskonzepte der einzelnen Kassen teils stark voneinander ab.

Die ZHAW School of Management and Law hat in der Studie «Schweizer Vorsorgeinstitutionen unter der Nachhaltigkeitslupe» 30 grosse Vorsorgeinstitutionen mit einem Anlagevermögen von mindestens 3 Milliarden Franken auf ihre öffentlich zugängliche Berichterstattung hin im Bereich der Nachhaltigkeit untersucht. Dabei haben sich die Autoren bewusst auf Institutionen mit einem Mindest-Anlagevermögen von 3 Milliarden Franken konzentriert, wie sie erklären, da die Herausforderungen für kleinere und mittlere Einrichtungen anspruchsvoller seien als für die Grossen.

Aus den Analysen lassen sich interessante Ergebnisse ableiten

Die Nachhaltigkeitskonzepte der einzelnen Institutionen weichen punkto Detaillierungsgrad sehr stark voneinander ab. Allianzen/Kooperationen spielen eine zentrale Rolle, wobei Climate Action 100+ und Ethos klar im Vordergrund stehen.

Bei Schweizer Unternehmen liegt der Fokus auf dem Dialog und kaum auf dem Ausschluss. Die Bandbreite der Ausschlüsse reicht von 22 bis zu 329 Unternehmen. Das zentrale Thema ist Rüstung und nicht Treibhausgas/Kohle.

Für die meisten analysierten Institutionen gehört die Integration von ESG Kriterien zu den treuhänderischen Sorgfaltspflichten, wird im Anlageprozess berücksichtigt, wurde ins Anlagereglement eingebaut und ist Bestandteil des Risikomanagements.

Engagement/Dialog hat zunehmend Bedeutung erlangt. Dabei werden die Kräfte gebündelt, um bei den Unternehmen mehr zu erreichen. 2021 haben gleich sechs (sehr) grosse PKs mit ihren Nachhaltigkeits- und Engagement-Reports wegweisende Transparenz geschaffen. Noch immer investieren aber manche Institutionen zwar vor allem im Ausland, stimmen aber nur in der Schweiz ab, wo dies ja ohnehin obligatorisch ist.

Fast 60% der untersuchten Institutionen, entsprechend einem Vermögen von über 300 Milliarden Franken, überzeugen mit einer klaren Strategie. Die Warnungen des Weltklimarats IPCC vom August 2021 implizieren, dass dies noch nicht genügt. Für das 2. Halbjahr 2021 haben jedoch weitere drei (sehr) grosse Institutionen mit einem Anlagevolumen von 50 Milliarden Franken proaktive Massnahmen angekündigt.

Im meist aktiv gemanagten Immobiliensegment hatten per Ende 2020 rund zwei Drittel der untersuchten PKs noch keine klare Nachhaltigkeitsstrategie formuliert. 2021 haben auch hier vier Institutionen angekündigt, dass sie eine nachhaltige Immobilienstrategie bereits in die Wege geleitet haben oder zumindest planen.

Wenige Monate nach Inkrafttreten der neuen Regulierung haben mehrere PKs in der Deutsch- und Westschweiz ihre Kräfte im Bereich Clean Energy gebündelt, mit einem geschätzten Anlagevolumen von über einer Milliarde Franken.

Die Asset Allokation ist wegweisend, nicht nur für die Performance, sondern auch für die Nachhaltigkeitspolitik. Unter den Top-Performern für das Geschäftsjahr 2020 finden sich auch mehrere Vorreiter punkto Nachhaltigkeit.

Zu den Vorreitern, die gemäss Einschätzung der Autoren Nachhaltigkeit auf allen Stufen umsetzen und kommunizieren, gehören neun der analysierten Institutionen.

Manche Schweizer PKs haben nachhaltige Index-Lösung geschaffen. Hier setzen die Handlungsvorschläge für jene Institutionen an, welche noch Nachholbedarf haben. Was die Etablierung einer Nachhaltigkeitspolitik betrifft, so zeigen die Autoren anhand von Beispielen auf, was konkret machbar ist.

Interessant ist für die Autoren auch, dass sich die grossen kotierten Banken und Asset Manager mit Ausnahme der Credit Suisse Group schwer mit der Transparenz ihrer Vorsorgeinstitutionen tun.

Es gibt auch ein paar ermutigende Beispiele

Die Autoren vermerken aber positiv, dass die Mehrzahl der analysierten Institutionen, welche einen öffentlich zugänglichen Geschäftsbericht vorlegen, 2020/21 neue, teilweise wegweisende, Schritte angekündigt hätten, gerade auch im Klimabereich. Ein paar ermutigende Beispiele sollen dies illustrieren:

Die Luzerner Pensionskasse hat nicht nur per 1. Januar 2020 die Klimastrategie ins Anlagereglement aufgenommen. Im Juni 2021 hat sie auch bekanntgegeben, dass sie ihre Nachhaltigkeitsstrategie nun auch auf die direkten Immobilienanlagen ausweitet. Der Anteil erneuerbarer Energie soll von heute 15% auf mindestens 90% steigen.

Die Migros-Pensionskasse MPK hat im Februar 2021 weitere Massnahmen zur Reduktion der Klimarisiken mit dem Ausstieg bei gewissen Firmen aus dem Kohlesektor, einer angepassten Ausübung der Stimmrechte im Ausland und mit Neuanlagen in klimafreundliche Energieproduktion beschlossen. Auch wird neu die Anlagekategorie Infrastruktur separat aufgeführt, mit einem geplanten Ausbau auf mehr als 1 Milliarde Franken.

Die BVK, die Migros-Pensionskasse, die Pensionskasse Basel-Stadt, die Pensionskasse Coop und die Publica haben umfassende und höchst informative Nachhaltigkeitsberichte vorgelegt. Bei der BVK und der PKBS war es bereits die zweite Ausgabe.

Die Pensionskasse der Credit Suisse Group (Schweiz) hat 2020 eine Engagement Strategie lanciert und in Zusammenarbeit mit EOS/Hermes einen global ausgerichteten Engagement Report veröffentlicht. 2020 engagierte sich die Pensionskasse global bei rund 851 Unternehmen.

Die Publica hat in Zusammenarbeit mit einem bekannten Indexanbieter und einem auf Klimadaten spezialisierten Schweizer Fintech-Team einen neuen klimaeffizienten Aktienindex entwickelt. Das Neue an diesem Steuerungsinstrument ist gemäss Publica, dass es nebst den Risiken auch die Chancen berücksichtigt, auf unterschiedliche Klimaszenarien eingeht und die Auswirkungen des Klimawandels auf die Investitionen von Publica umfassend abdeckt.

«Die ermutigenden Initiativen zahlreicher PKs in den letzten 18 Monaten zeigen auf, was punkto Nachhaltigkeit machbar ist», so das Fazit der Studienautoren.

Prinzipien der TCFD sind für die Berichterstattung massgebend

Bei der Ermittlung der Best Practices haben sich die Studienautoren im Wesentlichen auf die sieben Prinzipien zur Berichterstattung der Task Force on Climate-related Financial Disclosures (TCFD) abgestützt. In der letzten ZHAW Pensionskassen-Umfrage vom August 2020 habe sich gezeigt, dass die Versicherten vorwiegend via Website, Geschäftsbericht, Nachhaltigkeits- und Engagement Report oder Newsletter informiert würden, so die Autoren. Sie haben deshalb nun insgesamt über 250 öffentlich zugängliche Dokumente zum Thema Nachhaltigkeit analysiert, inklusive Anlagerichtlinien und Pressemitteilungen. Im Gegensatz zu einer anonymisierten Umfrage habe ihnen dieses Vorgehen eine vertiefte Bestandsaufnahme des Nachhaltigkeitsgrads der einzelnen Schweizer Institutionen erlaubt. Was den Zeitraum betrifft, so konnten die Details für alle Institutionen aus den Geschäftsberichten für 2020 erfasst werden. Die letzten Inputs wurden Anfang September 2021 dokumentiert.