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ESG-Kriterien stehen bei institutionellen Investoren oben auf der Agenda

Die Coronavirus-Pandemie hat die Bedeutung von Nachhaltigkeit und die Kapitalzuflüsse in nachhaltige Anlagen noch beschleunigt. Doch wie nachhaltig investieren Anleger tatsächlich?

ESG-Kriterien stehen gemäss einer von UBS Asset Management in Auftrag gegebenen Umfrage der Economist Intelligence Unit ganz oben auf der Agenda globaler institutioneller Investoren. Das erstaunt nicht, denn laut der neuen Studie «Resetting the agenda – How ESG is shaping our future» bestätigt ein Grossteil der Befragten, dass Investitionen mit ESG-Kriterien in den drei Jahren vor 2020 eine bessere finanzielle Performance zeigten, als die entsprechenden traditionellen Investitionen. An der Umfrage nahmen 450 Investoren aus Nordamerika, Europa und dem asiatisch-pazifischen Raum teil.

ESG-Kriterien sind heute ein ‘Must-have’

Kriterien aus den Bereichen Umwelt (Environmental), Soziales (Social) und verantwortungsvolle Unternehmensführung (Governance) zu berücksichtigen, wird je länger desto weniger als Kompromiss gesehen, sondern als erfolgversprechende Chance für eine nachhaltigere Welt. Das bestätigen drei Viertel der institutionellen Anleger weltweit. Das sieht auch Suni Harford, Präsidentin von UBS Asset Management, so: «Unsere Kunden nehmen ESG-Kriterien bei ihrer Entscheidungsfindung ernst, und nachhaltiges Investieren ist nicht mehr ein 'nice to have', sondern ein 'must have'.» Die Ergebnisse dieser jüngsten Umfrage zeigen, dass ESG-Kriterien sowohl ein neuer Leistungsmarker als auch ein Wachstumstreiber sind, und institutionelle Investoren ESG-Kriterien nutzen, um bessere Anlageentscheidungen zu treffen und ihre eigene Leistung zu bewerten.

Klimaverträglichkeitstest eruiert die tatsächliche Nachhaltigkeit

Im Bestreben, die Klimaerwärmung bei 1,5 Grad Celsius zu halten, und gravierende Veränderungen der Ökosysteme zu verhindern, müssen die Investitionen und Finanzierungen der Finanzindustrie auf dieses Ziel ausgerichtet werden. Um die Klimaverträglichkeit dieser Industrie zu eruieren, hat das Bundesamt für Umwelt BAFU in Zusammenarbeit mit dem Staatssekretariat für internationale Finanzfragen SIF im letzten Jahr 179 Finanzinstitute freiwillig testen lassen (https://www.newsd.admin.ch/newsd/message/attachments/63672.pdf).

Finanzplatz investiert noch zu stark in die Erdöl- und Kohleförderung

Die Resultate zeigen zwar erste Fortschritte. So gaben mehr als zwei Drittel der Teilnehmenden an, eine Klimastrategie zur verfolgen. Die Hälfte der Teilnehmenden hat eigenen Angaben zufolge auch Klimamassnahmen ergriffen und schneidet nun im Durchschnitt klimafreundlicher ab als die Konkurrenz. Zudem halten verschiedene Finanzinstitute vermehrt Anteile an Firmen, die erneuerbare Energien und Elektromobilität ausbauen.

Der Finanzplatz insgesamt investiert aber noch zu stark in die Erdöl- und Kohleförderung. 80% der Teilnehmenden halten Unternehmensanteile in ihren Portfolios, die Kohle abbauen. Auch werden heute viermal mehr Mittel in Firmen investiert, die Strom aus fossilen Quellen wie Kohle und Gas erzeugen, als in Produzenten von erneuerbarem Strom. Damit unterstützt der Schweizer Finanzplatz einen zusätzlichen Ausbau der internationalen Kohle- und Erdölförderung. Dies läuft dem Klimaziel zuwider. Investitionen in fossile Energien können ausserdem finanzielle Risiken für Kapitalgeber bergen, wenn solche Energieträger aufgrund klimapolitischer Massnahmen künftig weniger attraktiv werden.

Finanzbranche muss weitere Anstrengungen Unternehmen

Die Schweiz soll gemäss Bundesrat ein führender Standort für nachhaltige Finanzdienstleistungen werden. Damit der Finanzplatz seinen Beitrag zur Erreichung der Klimaziele leistet, bedarf es noch mehr konkreter Massnahmen der Finanzbranche. Mehr Transparenz und eine regelmässige Fortschrittsmessung sind ebenfalls wichtig.