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Lassen sich der Klimawandel und seine Folgen noch aufhalten?

Der Klimawandel schreitet schneller als angenommen voran. Noch lässt er sich verlangsamen. Dazu muss der Ausstoss von Treibhausgasen aber massiv reduziert werden. Regierungen schreiben der Finanzindustrie eine Schlüsselrolle dabei zu.

Klimaveränderungen sind heute in jeder Region und Klimazone der Erde spürbar. Extremereignisse, die in Zusammenhang mit dem Klimawandel stehen, nehmen weltweit zu. Frühere Prognosen und Modellierungen bewahrheiten sich mehrheitlich. Dabei zeigen sich viele dieser Entwicklungen erstmals seit Jahrtausenden, wie der Weltklimarat der Vereinten Nationen bestätigt. So waren die Jahre von 2015 bis 2020 die wärmsten seit Messbeginn der Weltwetterorganisation. Hält diese Entwicklung an, steuert die Erde auf eine Erwärmung um mindestens 3 Grad Celsius bis 2100 zu, warnt der ‘Intergovernmental Panel on Climate Change’ (IPCC) (https://www.ipcc.ch/report/ar6/wg1/) in seinem kürzlich in Genf vorgestellten Klimabericht.

Noch lässt sich das Ausmass der Erderwärmung reduzieren

Um diese Entwicklungen rückgängig zu machen, bräuchte es Hunderte oder gar Tausende von Jahren, wie dem Bericht zugrunde liegende Forschungsdaten zeigen. Eine Abwendung des Klimawandels und seiner Folgen für Mensch, Tier und Natur ist also nicht mehr möglich. Selbst wenn der Ausstoss von Treibhausgasen künftig massiv reduziert werde, würden die beobachteten Klimaentwicklungen noch Jahre andauern, sagen die Forscher. Dennoch lasse sich das Ausmass der Erderwärmung generell noch reduzieren. Dazu müssten jedoch sofort und konsequent hohe Mengen an CO2- und anderen Treibhausgasemissionen reduziert werden. Dadurch könnten sich die globalen Temperaturen in 20 bis 30 Jahren stabilisieren und bestenfalls langfristig leicht sinken. Ansonsten könne die Erderwärmung nicht auf die im Pariser Klimaabkommen festgesetzten 1,5 Grad Celsius gegenüber der vorindustriellen Zeit begrenzt werden.

Gefordert ist neben der Politik auch die Finanzindustrie

Die Finanzindustrie muss Strategien erarbeiten, die dazu beitragen, CO2 zu reduzieren und die Energiewende zu fördern. Tatsächlich ist die Ausrichtung von Finanzierungs- und Investitionsentscheiden auf die Ziele der nachhaltigen Entwicklung und der globalen Umweltübereinkommen für viele Finanzdienstleister zum Innovations-, Geschäfts- und Wettbewerbsfaktor geworden. Für die Finanzindustrie sei eine neue Ära angebrochen, in der ‘Sustainable Finance’ zu «new conventional wisdom» werde, beteuert sie.

Bei vielen Marktakteuren setzt sich inzwischen allerdings die Erkenntnis durch, dass die Kapitalmärkte Kapital nicht so allozieren, dass es tatsächlich zur Erreichung der Klimaziele beiträgt. Es braucht also Regeln. Den ambitioniertesten Plan zur Regulierung setzt aktuell die Europäische Union mit ihrem ‘Action Plan on Sustainable Growth’ sowie dem ‘European Green Deal’ in diversen Sektoren um. Dabei will die EU über die Bereinigung von Marktineffizienzen bewusst eine Lenkungswirkung erzielen. Die Finanzindustrie soll bei der Finanzierung des Übergangs hin zu einem nachhaltigen Wirtschaftssystem eine Schlüsselrolle einnehmen.

Für die Schweiz gilt mit Blick auf das Jahr 2030, die Ziele der Agenda 2030 (Sustainable Development Goals) und mit Blick auf das Jahr 2050, das Ziel des Pariser Klimaübereinkommens (Netto-Null-Treibhausgasemissionen) zu erreichen. Gemäss Bundesrat sollen die Finanzströme dafür klimaverträglich ausgerichtet werden.