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Klimarisikoreduktion im Portfolio kann zu einem höheren Gesamtrisiko führen

Um ihr Portfolio vor Klimarisiken zu schützen und eine klimafreundlichere Entwicklung zu begünstigen, ergreifen viele Investoren Massnahmen. Dabei sollte eine ausreichende Diversifikation sichergestellt werden.

Vor dem Hintergrund des Pariser Klimaabkommens führen viele Investoren Massnahmen durch, um Klimarisiken auszuschliessen: Sie nehmen ihre Stimmrechte wahr, schliessen sich Investoreninitiativen an, sanieren ihre Immobilien, finanzieren Infrastruktur im Bereich der Erneuerbaren Energien oder verändern ganz generell ihre Portfoliozusammensetzung. Investoren stehen dabei vielfach vor der Frage, wie stark sie zur Berücksichtigung von Klimarisiken in den Anlageprozess eingreifen und die Portfoliozusammensetzung beeinflussen sollen. «Je nach Ausgestaltung der Eingriffe in die Portfoliozusammensetzung kann die Diversifikation darunter leiden», warnen die Experten vom Beratungsunternehmen PPCmetrics. Sie führen zwei Beispiele an die verdeutlichen sollen, dass dieser Aspekt nicht ignoriert werden darf.

Klimaverträgliche Anlagefonds weisen geringere Klimarisiken auf

Die Ökonomen Marco Ceccarelli, Stefano Ramelli und Alexander Wagner haben 2021 über 10’000 Anlageprodukte untersucht und herausgefunden, dass „klimaverträgliche“ Anlagefonds im Vergleich zu konventionellen Anlageinstrumenten geringere Klimarisiken aufweisen. Klimaverträgliche Produkte konnten tendenziell eine Mehrrendite erzielen, wenn neue negative Informationen zu den Auswirkungen des Klimawandels bekannt wurden. Gleichzeitig wiesen die Autoren aber auch nach, dass klimaverträgliche Anlageprodukte im Schnitt mit höheren unsystematischen Risiken verbunden sind als Produkte ohne Klima-Fokus. «Dies bedeutet, dass die beabsichtigte Klimarisikoreduktion zu weniger Diversifikation und damit zu einem höheren Gesamtrisiko führte. Besonders wichtig ist Diversifikation, wenn unvorhergesehene Ereignisse, wie beispielsweise ein Anstieg der Energiepreise, eintreten», erläutert Cyrill Rütsche, Senior Consultant mit Fokus auf ESG bei PPCmetrics.

Volatilität des stark fokussierten Renixx Index ist hoch

Die Experten führen ein Beispiel aus der Praxis an, welches die Beobachtung der Risikozunahme bestätigen soll: Die Volatilität des stark fokussierten Renixx Indexes ist über die vergangenen zehn Jahre (2013-2022) ungefähr doppelt so hoch gewesen wie diejenige des breit diversifizierten Aktienindexes MSCI World. Der Renixx Index bildet den Wertverlauf der 30 grössten Unternehmen im Bereich der Erneuerbaren Energien ab und beinhaltet somit substanzielle Konzentrationsrisiken.

Eine ausreichende Diversifikation ist zentral

Die Experten von PPCmetrics halten fest, dass Investoren über viele Instrumente verfügen, um Klimarisiken und -chancen im Anlageprozess zu berücksichtigen. Zentral sei, dass man nicht nur Klimarisiken berücksichtige, sondern dass weiterhin auch eine ausreichende Diversifikation über Anlagekategorien, Märkte, Länder und Sektoren sichergestellt werde. Silvia Rudigier, Partnerin und Head ESG bekräftigt: «Erreicht werden kann dies durch zielführende und aufeinander abgestimmte Massnahmen, wie beispielsweise massvolle Portfolioeingriffe und Stewardship-Aktivitäten, also die Einflussnahme durch Stimmrechtsausübung, Investoreninitiativen und dergleichen.»

Quelle des Textes ist ein Artikel, der im April 2023 in «Portfolio Institutionell» erschienen ist.