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Schweizer Haushalte produzieren 9 Milliarden Stück Plastikabfall pro Jahr

Die nationale Kampagne The Big Plastic Count hat ihre Ergebnisse veröffentlicht. Demnach machen Lebensmittel- und Getränkeverpackungen den grössten Teil des gezählten Plastikmülls aus.

Die nationale Kampagne The Big Plastic Count wurde von der Gallifrey-Stiftung, Greenpeace Schweiz und Earth Action for Impact organisiert. Ziel der Kampagne war es, den Verbrauch von Plastikmüll in Schweizer Haushalten zu messen und Meinungen der Teilnehmenden dazu zu sammeln. Earth Action for Impact wählte eine Kombination aus quantitativen und qualitativen Ansätzen mit Hilfe der selbst entwickelten Datenbank Plasteax. Insgesamt haben 4498 Haushalte und 595 Schüler mitgemacht, total somit 11'586 Personen. Lebensmittel- und Getränkeverpackungen machen den grössten Teil des gezählten Plastikmülls aus. Plastikfreie Alternativen anzubieten, ist nach Meinung von 91% der Teilnehmenden in erster Linie Aufgabe der Markenhersteller und des Einzelhandels.

Recyclingquote liegt unter 0.01%

Innerhalb einer Woche warfen die Teilnehmenden 215'463 Stück Plastikmüll weg – das sind etwa 2,7 Teile pro Person und Tag. Hochgerechnet auf die Gesamtbevölkerung ergibt das fast 9 Milliarden Stück Plastikmüll pro Jahr. Die mit Abstand am häufigsten gezählte Plastikkategorie ist «Lebensmittel und Getränke» (83%), gefolgt von «Reinigungs- und Hygieneartikel» (8%) und «Sonstiges» (z.B. Luftpolsterfolien) (9%). Die am häufigsten weggeworfenen Plastikteile kommen oft in direkten Kontakt mit Lebensmitteln. Weiche Kunststoffe für Lebensmittel und Getränke machen allein 46% allen gezählten Plastikmülls aus. Die Recyclingquote liegt unter 0.01%. 73% aller gezählten Plastikabfälle werden in der Schweiz verbrannt, 22% exportiert und nur 5% recycelt.

Es gibt nicht genügend plastikfreie oder wiederverwendbare Alternativen

Bei der Übermittlung ihrer quantitativen Ergebnisse wurden die Teilnehmenden gebeten, an einer zusätzlichen qualitativen Umfrage teilzunehmen. Fast 2000 Personen kamen dieser Bitte nach. 86% sind der Meinung, dass es in den von ihnen frequentierten Geschäften nicht genügend plastikfreie oder wiederverwendbare Alternativen gibt. 95% sind besorgt über mögliche Auswirkungen von Plastik und chemischen Zusatzstoffen auf die Gesundheit, vor allem für Kinder und künftige Generationen.

Beteiligung hat die Erwartungen übertroffen

Die Gallifrey Foundation freut sich: «Die Beteiligung hat unsere Erwartungen übertroffen. Wir danken allen Teilnehmenden ganz herzlich. Die Umfrage macht deutlich, dass in der Bevölkerung ein echter Wunsch nach Veränderung besteht. Eine solche Überdosis an Plastik ist nicht akzeptabel. Es ist höchste Zeit, den Bürgern echte Alternativen anzubieten».

Julien Boucher, Gründer von EA Earth Action for Impact sagt: «Die Plastikverschmutzung in der Schweiz gibt Anlass zu wachsender Sorge mit Bezug auf die menschliche Gesundheit und die Auswirkungen auf die Umwelt. Gemäss unseren Analysen wird selbst ein hohe Recyclingquote den Plastik-Fussabdruck des Landes nicht wesentlich verringern können. Nur eine verstärkte Wiederverwendung und eine konsequente Reduzierung der Plastikproduktion ermöglicht einen glaubwürdigen Übergang zu einer echten Kreislaufwirtschaft.»

Joëlle Hérin, Expertin für Konsum und Kreislaufwirtschaft bei Greenpeace Schweiz fügt an: «Wir hoffen, dass die vorliegenden Ergebnisse die politischen Entscheidungsträger zum Handeln bewegen. Zum Schutz des Klimas, der Biodiversität und der Gesundheit müssen wir die Plastikproduktion drastisch reduzieren. Unverpackte Produkte fördern und Verpackungen konsequent wiederverwenden. Zudem braucht es vollständige Transparenz über die Zusammensetzung von Verpackungen und ein striktes Verbot gefährlicher Stoffe in allen Kunststoffen, einschliesslich der recycelten. Die Schweiz muss eine wichtige Rolle im Kampf gegen die Plastikverschmutzung spielen, auf nationaler Ebene wie auch als Gastgeberland der nächsten internationalen Verhandlungen».

Über die Kampagne

Die Ergebnisse stammen aus allen 26 Kantonen. Die fünf am stärksten vertretenen Kantone sind Waadt, Genf, Zürich, Freiburg und Bern. Das Verhältnis zwischen Erwachsenen und Kindern ist repräsentativ für die Schweizer Bevölkerung, ebenso wie die geografische Verteilung. Die Teilnehmenden leben in städtischen (47%), stadtnahen (29%) und ländlichen (21%) Gebieten.

Zum Vergleich: Die Studie zum Plastikverbrauch in der Schweiz von GFS Bern aus dem Jahr 2022 basierte auf 1018 Personen. Die Kampagne The Big Plastic Count deckt eine grössere Bevölkerungsgruppe ab und ermöglicht ein besseres Verständnis über die Gewohnheiten der Bevölkerung.

Zur Erinnerung: Vom 5. bis 14. August 2025 trifft sich der zwischenstaatliche Verhandlungsausschuss (INC-5.2) in Genf, um ein internationales Abkommen gegen Plastikverschmutzung auszuhandeln. Im Juni wird ausserdem eine neue Verpackungsverordnung in die Vernehmlassung gegeben.