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Junge Schweizer empfinden wenig Flugscham

Der Sommer naht und die Reisebuchungen blühen. Die Mehrheit der Jungen und Urbanen fliegt 2024 in die Ferien – trotz Klimakrise. Dafür gibt es verschiedene Gründe, sagen Experten.

Tatsächlich ist das Flugzeug das beliebteste Verkehrsmittel für private Reisen. 46% der Erwachsenen in der Schweiz fliegen 2024 in die Ferien. Das zeigt eine repräsentative Umfrage des Online-Vergleichsdienstes comparis.ch. Vor allem Junge, Urbane und Einkommensstarke steigen ins Flugzeug. Gut ein Drittel der Befragten fährt mit dem Auto in die Ferien, nur knapp 15% mit dem Zug. «Trotz der lauten Stimme der Klimajugend kauft vor allem die junge Generation Flugtickets», weiss Comparis-Mobilitätsexperte Adi Kolecic.

Wahl des Verkehrsmittels hängt mit dem Alter zusammen

Die Ergebnisse der Umfrage offenbaren einen deutlichen Generationenunterschied: 51.6% der 18- bis 35-Jährigen fliegen in die Ferien, verglichen mit 43.2% der über 56-Jährigen. «Auffällig ist, dass 54% der jüngeren Altersgruppe in diesem Jahr voraussichtlich mindestens zweimal fliegen, im Gegensatz zu nur 38% der älteren Generation», fährt Kolecic fort. Nur jede fünfte Person zwischen 18 und 35 Jahren verzichtet dieses Jahr ganz aufs Fliegen. Bei den über 56-Jährigen sind es fast doppelt so viele (38%).

Städtische Flugvorlieben trotzen dem Klimabewusstsein

Neben dem Generationenunterschied prägt auch ein Stadt-Land-Graben die Wahl des Verkehrsmittels. In urbanen Gemeinden bevorzugen 50.2% das Flugzeug für ihre Ferien, während 41.4% der ländlichen Bevölkerung fliegen. «Trotz eines starken politischen Fokus auf Umweltschutz in urbanen Gebieten zeigt unsere Umfrage, dass die städtische Bevölkerung verstärkt auf das Fliegen setzt. Das offenbart eine bemerkenswerte Kluft zwischen der umweltpolitischen Einstellung und dem tatsächlichen Verhalten der Stadtbewohnerinnen und -bewohner», so Kolecic.

Auch regionale Unterschiede prägen die Verkehrsmittelwahl

Das zweitwichtigste Verkehrsmittel für Ferienreisen ist das Auto, besonders in ländlichen Regionen. 34.4% der Befragten nutzen das Auto für ihre Ferien. In den ländlichen Regionen sind es 41.9%, gegenüber nur 25.3% aus urbanen Gebieten. «Viele Städter besitzen kein eigenes Auto. Deshalb überrascht es nicht, dass Personen in ländlichen Gemeinden und in der Agglomeration häufiger mit dem Auto in die Ferien fahren als Menschen aus der Stadt», merkt Kolecic an.

Sozioökonomische Faktoren beeinflussen Reiseentscheidungen

Die Comparis-Umfrage zeigt weiter, dass niedrigere Einkommensschichten tendenziell den Zug bevorzugen (24.5%), während dies nur auf 8.7% der höheren Einkommensschichten zutrifft. «Unsere Analyse zeigt, dass einkommensschwache Menschen eher mit dem Zug in die Ferien fahren, als mit dem Flugzeug zu verreisen», fügt der Comparis-Experte hinzu. Weitere Ergebnisse deuten allerdings darauf hin, dass Einkommensschwache häufiger in der Schweiz Ferien machen als Menschen aus höheren Einkommensschichten. «Die Distanz zum Reiseziel spielt bei der Wahl des Verkehrsmittels eine zentrale Rolle. Bei Ferien innerhalb der Schweiz oder in angrenzenden Ländern erweist sich der Zug oft als die praktischere Alternative zum Flugzeug», schliesst Kolecic.