Die Herstellung und der Betrieb aller Endgeräte von Mitarbeitenden eines Unternehmens, wie etwa Laptops, Tablets, Smartphones und Drucker, zählen zu den grössten CO2-Emittenten innerhalb der IT-Funktion. Diese Endnutzergeräte erzeugen weltweit 1,5-2mal mehr CO2 als Rechenzentren. Allein in Deutschland standen der Betrieb von Rechenzentren, die Herstellung von Endgeräten für Mitarbeitende oder der Betrieb von Software (as-a-Service) im Jahr 2021 für bis zu 17 Megatonnen CO2e (CO2-äquivalenter Gase), was etwa der Hälfte der Gesamtemissionen von Irland entspricht. Das ist vor allem darauf zurückzuführen, dass die Endgeräte deutlich öfter ausgetauscht werden, und in grösserer Anzahl vorhanden sind als die Hardware der Server, weshalb die CO2-Emissionen aus der Produktion stärker ins Gewicht fallen. Smartphones haben einen durchschnittlichen Erneuerungszyklus von zwei, Laptops von vier und Drucker von fünf Jahren. Demgegenüber werden Server im Durchschnitt alle fünf Jahre ersetzt. Das zeigt die Studie «The green IT revolution: A blueprint for CIOs to combat climate change» von McKinsey & Company, für die der CO2-Ausstoss der Unternehmens-IT untersucht und kostengünstige, aber hochwirksame Alternativen identifiziert wurden, um die CO2-Emissionen zu senken.
Emissionen variieren je nach Branche
Die Branchen Kommunikation, Medien und Dienstleistungen tragen im Vergleich zu anderen Sektoren den grössten Anteil an technologiebezogenen Scope-2- und Scope-3-Emissionen bei. Dabei umfasst Scope 2 die indirekte Freisetzung klimaschädlicher Gase durch Energielieferanten, während Scope 3 die indirekte Freisetzung klimaschädlicher Gase in der vor- und nachgelagerten Lieferkette einschliesst. Global hat die IT des Sektors im vergangenen Jahr 80-85 Megatonnen CO2e ausgestossen – ein Spitzenwert. Weltweit war die Unternehmens-IT im Dienstleistungssektor (dazu zählt die Studie die Bereiche Medien und Kommunikation, Banken und Versicherungen) letztes Jahr für 35-45% der gesamten Scope-2-Emissionen im Dienstleistungssektor verantwortlich.
Durch Umdenken könnten Emissionen eingespart werden
Etwa drei Viertel der CO2-Emissionen von Endverbrauchergeräten stammen aus der Herstellung, dem vorgelagerten Transport und der Entsorgung. «Durch ein Umdenken bei der Beschaffung könnten beispielsweise 50-60% der Emissionen bei Endgeräten eingespart werden», sagt Gerrit Becker, Associate Partner von McKinsey in Frankfurt und einer der Studien-Autoren. CIOs könnten beim Klimaschutz demnach auch ohne grosse Investitionen erhebliche Vorteile erzielen und in einigen Fällen sogar Geld sparen. Auch würde es helfen, wenn man bei der Beschaffung neben Leistung und Kosten die CO2e Emissionen als drittes Kriterium miteinbeziehe, etwa durch den umweltfreundlicheren Kauf von generalüberholten Geräten, von Unternehmen mit hohem Recyclinganteil, oder Geräte mit längerer Lebensdauer, so Becker.
Ein Wechsel in die Cloud ist die beste Option
Die Optimierung der PUE-Werte (Power Usage Effectiveness) sei teuer und führe nur zu einer begrenzten Verringerung der Kohlenstoffemissionen, erläutert Becker weiter. Der PUE-Wert gibt an, wie effektiv die zugeführte Energie in Bezug auf die eigentliche Rechenleistung verbraucht wird – je niedriger der Wert, desto effizienter arbeitet das Rechenzentrum. Selbst wenn ein Unternehmen seine Modernisierungsausgaben für seine Rechenzentren vor Ort verdoppeln würde, um den PUE-Wert zu senken, würde es die Kohlenstoffemissionen nur um 15-20% reduzieren, weiss Becker. Strukturelle Verbesserungen in den Rechenzentren und ein optimiertes Layout könnten zwar helfen, die Auswirkungen seien aber gering und viele Unternehmen hätten sie bereits umgesetzt. Anspruchsvollere Massnahmen, wie die Verlagerung von Rechenzentren an kühlere Standorte, oder Investitionen in neue Kühltechniken, seien häufig unverhältnismässig teuer und damit oft unwirtschaftlich, so sein Fazit.
Er empfiehlt, Arbeitslasten in die Cloud oder zu ‘Co-location’-Anbietern zu verlagern, welche in erheblichem Umfang Investitionen tätigen würden, um noch umweltfreundlicher zu werden. «Sie kaufen selbst grüne Energie und investieren in hocheffiziente Rechenzentren mit einem PUE-Wert von 1,10 oder weniger», so Becker. Zum Vergleich: Der durchschnittliche PUE-Wert eines Rechenzentrums am Unternehmensstandort (on-premise) liegt bei 1,57. Und er fährt fort: «Wir schätzen, dass Unternehmen, die nur einen PUE-Wert von 1,3 für ihre Rechenzentren erreichen wollen, im Durchschnitt fast 250% mehr investieren müssten, als sie derzeit für ihre Rechenzentren ausgeben.» Mit einer durchdachten Umstellung auf die Cloud und ihrer optimierten Nutzung könnten Unternehmen die Kohlendioxidemissionen ihrer Rechenzentren um über 55% oder etwa 40 Millionen Tonnen CO2e weltweit reduzieren, was den Kohlendioxidemissionen der Schweiz entspreche, ergänzt Becker.
Für CIOs gibt es drei konkrete Handlungsfelder
Die Studienautoren definieren für CIOs drei konkrete Handlungsfelder: Die Änderung von Beschaffungsstrategien, die Einführung grüner Messsysteme an effektiven Stellen, wie etwa die genauere Verfolgung der Anzahl angeschaffter und verwendeter Endgeräte, deren aktuelle Nutzungsdauer sowie das Verhältnis von Geräten pro Benutzer, und die Festlegung einer grünen ROI-Kennzahl für Technologieinvestitionen. Ausgefeilte Modelle würden Berechnungen der Emissionen über den gesamten Lebenszyklus umfassen, wie Produktion, Transport und Entsorgung.