Die UBS glaubt, dass der Finanzsektor helfen kann, den Einsatz bestehender Technologien schnell und umfassend zu skalieren, um den Verlust der Artenvielfalt bis 2030 einzudämmen. Sie hat zusammen mit Experten ein Whitepaper erstellt.
Biodiversität ist sowohl für das Klima als auch für die Wirtschaft wichtig, denn rund 60% des globalen Bruttoinlandsprodukts (BIP) sind moderat oder stark von der Natur abhängig. Regierungen, Wirtschaft, Wissenschaft und Weltgemeinschaft müssen unbedingt zusammenarbeiten, um die technologischen Lösungen voranzutreiben, die nötig sind, um den Rückgang der Artenvielfalt bis 2030 einzudämmen.
Wo steht die Welt hinsichtlich des Verlusts der Artenvielfalt?
Im Whitepaper «Bloom or bust» (vgl. PDF), das gemeinsam mit Fachexperten erstellt und am Jahrestreffen des Weltwirtschaftsforums (WEF) 2024 diskutiert wird, zieht UBS Bilanz, wo die Welt hinsichtlich des Verlusts der Artenvielfalt zurzeit steht. Ausserdem untersucht das Whitepaper bereits vorhandene Lösungen zur Eindämmung dieses Problems sowie die Rolle, die der Finanzsektor, Regierungsmassnahmen und Zusammenarbeit dabei spielen können.
Die Artenvielfalt ist für das Klima und die Wirtschaft gleichermassen wichtig
Die Artenvielfalt und das Klima sind eng miteinander verbunden. Rund 37% der kosteneffizienten Emissionssenkung, die erforderlich ist, um bis 2030 auf Kurs mit den Anforderungen des Pariser Abkommens zu sein, lassen sich mit natürlichen Klimalösungen erzielen. Im Jahr 2022 hat die internationale Staatengemeinschaft zudem das Global Biodiversity Framework (GBF) vereinbart, um den Verlust der Artenvielfalt bis 2030 umzukehren und bis 2050 naturpositiv zu werden. Das Erreichen dieser Ziele ist ein Wettlauf mit der Zeit.
Biodiversität ist auch aus wirtschaftlicher Sicht wichtig: Einer Analyse der UBS zufolge sind etwa 60% des globalen BIP moderat oder stark von der Natur abhängig. Folglich wächst das Interesse von Anlegern, Unternehmen und Regierungen daran, Kapital für naturfokussierte Lösungen zu mobilisieren.
Die Investitionslücke bei der Biodiversität ist zu schliessen
Die Investitionslücke bei der Biodiversität, die überbrückt werden muss, um das für 2030 gesteckte Ziel zu erreichen, beträgt rund 700 Milliarden US-Dollar jährlich. Um diese Lücke zu schliessen, muss privates Kapital in innovative und naturfokussierte finanzielle Ansätze gelenkt werden. Regierungen müssen aktiv werden und helfen, Kapital für Lösungen zu mobilisieren, die der Natur zugutekommen.
Daten und Messungen im Bereich der Artenvielfalt sind entscheidend
Von entscheidender Bedeutung ist ein klares Verständnis der Treiber für den Rückgang der Artenvielfalt und wie schnell dieser Rückgang verläuft. Dies lässt sich erreichen durch Technologien wie Fernerkundungen mit Satelliten, Überwachungsinstrumenten vor Ort – wie zum Beispiel eDNA – sowie Datenverarbeitung unter Einsatz von künstlicher Intelligenz und maschinellem Lernen. Der Ausbau dieser Technologien bedarf indes erheblicher Investitionen.
Es braucht innovative und naturfokussierte Finanzierungsansätze
Öffentliche, private und Mischfinanzierungen (Blended Finance) sind nötig, darunter:
Naturfokussierte Übergangsfinanzierungen: Übergangsfinanzierungen bieten das grösste Potenzial zur Erschliessung von privatem Kapital und können auch in grossem Massstab durchgeführt werden. Darlehen und Anleihen, zum Beispiel, sind an den Finanzmärkten weit verbreitet und an Kriterien geknüpft, die bessere ökologische Resultate fördern. Dazu zählen glaubwürdige Übergangspläne oder die Berichterstattung im Einklang mit Rahmenwerken (z.B. TNFD). Das steigert die Nutzung dieser Finanzierungen und im Ergebnis werden Technologien zur Messung der Artenvielfalt zunehmend etabliert. Das wiederum verbessert den Business Case der eigentlichen Technologien.
Mischfinanzierungen und philanthropisches Kapital: Mischfinanzierungen – auch bekannt als Blended Finance – können helfen, private Finanzierungen für zuvor schwer finanzierbare Projekte anzuziehen. Dieser Ansatz hat sich als wertvoll erwiesen, um lokale Hürden anzugehen, die sich mit Übergangsfinanzierungen alleine möglicherweise nicht überwinden lassen. Die heute verbleibende Artenvielfalt der Welt befindet sich zu 80% auf Land, das von indigenen Völkern verwaltet wird. Der erfolgreiche Einsatz von Messtechnologien in diesen Gebieten ist auf eine effektive Einbindung von indigenen Völkern und lokalen Gemeinschaften angewiesen.
Staatliche Massnahmen sind nötig
Das Ausmass der Investitionslücke erfordert begleitende staatliche Massnahmen, um die Mobilisierung von Kapital für naturpositive Lösungen zu fördern. Das Whitepaper identifiziert vier zentrale Möglichkeiten, wie Regierungen hierbei helfen können:
Geeignete wirtschaftliche Anreize anbieten: Zum Beispiel könnten Agrarsubventionen an positive Umweltergebnisse geknüpft werden.
Klare Signale senden: Dazu dienen klare Strategien für die Artenvielfalt, welche die Messung in den Vordergrund stellen und ihre Fortschritte 2024 an das GBF melden.
Öffentliches Kapital bereitstellen, um privates Kapital anzuziehen und innovative Finanzierungsinitiativen zu fördern: Für Projekte, die auf kurze Sicht keine klaren Ertragsströme bieten, dürften zu Vorzugsbedingungen bereitgestellte Finanzierungen nötig sein.
Daten und Methoden allgemein zugänglich machen: Die Akzeptanz der TNFD im Privatsektor fördern und ein öffentliches TNFD-Datenzentrum schaffen.
Die UBS veröffentlicht gemeinsam mit dem Geschäftsbericht 2024 erstmals auch Informationen, die auf das Rahmenwerk der ‘Taskforce on Nature-related Financial Disclosures’ (TNFD) abgestimmt sind.