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Vertical Farming eröffnet in Private Markets neue Anlagechancen

Um eine wachsende Weltbevölkerung unter schwierigen klimatischen und politischen Bedingungen ernähren zu können, muss verstärkt in eine ressourcenschonende Nahrungsmittelproduktion investiert werden. Vertical Farming ist ein Ansatz dazu.

Das globale Ernährungssystem weist Schwachstellen auf, die der Ukraine-Krieg offengelegt hat. So etwa die hohe Abhängigkeit von grossen landwirtschaftlichen Produktions- und Exportländern und deren Lieferfähigkeiten. Die Ukraine und Russland beispielsweise gehören zu den weltweit wichtigsten Getreideproduzenten. Fast 50 Länder sind mit mindestens 30% ihres Getreidebedarfs von Russland und der Ukraine abhängig. Die beiden Länder produzieren ein Drittel des weltweiten Weizens und andere wichtige Bestandteile der Welternährung wie Sonnenblumenöl und Düngemittel. Ein partieller Ausfall russischer Dünge- und Nahrungsmittelexporte, verstärkt durch massive Einschränkungen ukrainischer Getreidelieferungen, bedroht viele Entwicklungs- und Schwellenländer mit Hunger, Wut und politischer Destabilisierung. Deshalb sollte verstärkt in Technologien investiert werden, die eine ressourcenschonende Nahrungsmittelproduktion ermöglichen, propagiert Dr. Heinz-Werner Rapp, Gründer und Leiter der Deutschen Denkfabrik ‘FERI Cognitive Finance Institute’. Dieses hat eine neue Studie (vgl. PDF) zum Thema «Vertical Farming» verfasst, das einen neuartigen Ansatz zur Nahrungsproduktion liefern soll.

Auch der Klimawandel ist ein zentraler Risikofaktor

Als zentraler Risikofaktor für die Welternährung rückt aber vor allem der weltweite Klimawandel in den Fokus: Zunehmende Dürrephasen, Unwetter und andere extreme Klimaereignisse bedrohen künftig grosse Teile der traditionellen Landwirtschaft. Diese Verschärfungen werden die kommenden Jahrzehnte entscheidend prägen.

Zur Nahrungsmittelproduktion braucht es innovative Verfahren

Alternative Wege der Nahrungsmittelproduktion werden immer wichtiger, um die ausreichende Versorgung einer wachsenden Weltbevölkerung garantieren zu können. Dabei spielen neuartige Verfahren und innovative Technologien eine wesentliche Rolle. Die Kombination moderner Ansätze wie Robotik, Sensorik, künstlicher Intelligenz und digitaler Bildverarbeitung etwa sollen in Zukunft eine nachhaltigere und ressourcenschonendere Produktion von Lebensmitteln ermöglichen, die auch im Einklang mit den Pariser Klimazielen steht.

Vertical Farming liefert einen neuartigen Produktionsansatz

Vertical Farming ist gemäss Studie eine spezielle Form der urbanen Landwirtschaft, die in Innenräumen unter kontrollierten Umweltbedingungen ganzjährig eine hochgradig automatisierte Produktion essentieller Nahrungsmittel ermöglicht. In Vertical Farming-Systemen sind neben Nutz- und Nahrungspflanzen auch Pilze oder tierische Proteinquellen wie etwa Shrimps integrierbar. Die Aufzucht kann mit Hilfe von künstlicher Intelligenz und Robotik optimiert werden, wobei Licht, Wasser und andere Ressourcen laufend bedarfsgenau zugeführt werden. Vertical Farming bietet demnach eine Vielzahl ökologischer Vorteile und ermöglicht zudem eine ressourcenschonende Nahrungsmittelproduktion nahe am Endverbraucher. Besonders attraktiv werten die Autoren Vertical Farming für Gebiete mit schnellem Bevölkerungswachstum, geringen Anbauflächen, hoher Kaufkraft und starker Urbanisierung, wie derzeit etwa Singapur.

Produktionskosten sind entscheidend

Für die Vertical Farm-basierte Nahrungsmittelproduktion ist die langfristige Wettbewerbsfähigkeit der Produktionskosten im Vergleich zur traditionellen Landwirtschaft entscheidend, betonen die Autoren. Steigende Energie- und Transportkosten, wachsende Klimarisiken sowie zunehmende Knappheit guter Agrarflächen seien Faktoren, die Vertical Farming-Konzepte zunehmend attraktiv machten. Vollautomatisch gesteuerte Indoor-Farmen könnten den klassischen Ackerbau zwar nicht ersetzen, räumen sie ein. Sie würden aber eine sinnvolle und zukunftsträchtige Ergänzung darstellen.

Die Vertical Farming-Industrie dürfte sich dynamisch entwickeln

Prognosen zufolge soll sich die Vertical Farming-Industrie in den kommenden Jahren sehr dynamisch entwickeln: Die Autoren führen Zahlen an, wonach sich das Marktvolumen von 4,16 Milliarden US-Dollar im Jahr 2022 auf 20,91 Milliarden Dollar 2029 verfünffachen soll. Laut Julia Bahlmann, Autorin der Studie, wird für Vertical Farms der Aufbau kritischer Betriebsgrössen künftig entscheidend sein. Ausgehend von kleinen Unternehmen und Startups rechnet sie deshalb mit einer verstärkten Konsolidierung am Markt. Doch FERI-Vorstand Rapp ist überzeugt: «Diese spezielle Dynamik und das enorme Zukunftspotential, auch im Rahmen des übergeordneten Megatrends ‘Alternative Food’, eröffnen künftig speziell im Bereich Private Markets attraktive Anlagechancen für strategische Investoren.»