Rund 10% der Schweizer Bevölkerung leben in der Nähe einer petrochemischen Fabrik, die mit Plastikproduktion zu tun hat. Sie sind potenziell gefährlichen Emissionen ausgesetzt, besagt eine Studie.
Ein neu veröffentlichter Bericht von Greenpeace International zeigt: In 11 Ländern sind wegen Emissionen aus der Plastikproduktion über 50 Millionen Menschen dem Risiko verschmutzter Luft ausgesetzt. Diese Ergebnisse zeigen einmal mehr: Es wird zu viel Plastik produziert. Unter dem Titel «Mit jedem Atemzug: Die Risiken der Luftverschmutzung durch die petrochemische Produktion in der Kunststofflieferkette» befasst sich der Bericht von Greenpeace International mit petrochemischen Fabriken. Sie produzieren für die Herstellung von Plastik erforderliche Komponenten. Dabei entstehen Schadstoffe, darunter flüchtige organische Verbindungen (VOC), Stickoxide (NOx), Schwefeloxide (SOx) und Feinstaub (PM). Zu den untersuchten Ländern zählen Indonesien, Kanada, Malaysia, die Philippinen, Südkorea, Thailand, die USA, Deutschland, Grossbritannien, die Niederlande und die Schweiz. Der Bericht liefert eine Einschätzung der Anzahl Menschen, die im Umkreis von 10 km von solchen Anlagen leben. In der Schweiz sind das 973'000 Menschen.
In der Schweiz gibt es neun Risikogebiete
Studien belegen, dass diese gesundheitsgefährdenden Stoffe in der Nähe von petrochemischen Fabriken in höheren Konzentrationen vorkommen. In dokumentierten Fallstudien leiden Menschen, die in der Nähe von petrochemischen Fabriken leben, überproportional häufig an Krebs, Atemwegserkrankungen und unter vorzeitigen Todesfällen. Die Vereinten Nationen bezeichnen einige dieser Regionen als «Opfergebiete».
Gemäss Bericht gibt es in der Schweiz neun Risikogebiete, sechs in der Deutschschweiz, drei in der Westschweiz. Die Zahl der geschätzten Betroffenen steigt auf über eine Million, wenn man die Bevölkerung in den angrenzenden Gebieten (Frankreich und Deutschland) mit einbezieht. Die Schweiz liegt mit einem Anteil von 10.9% aller Menschen, die weniger als 10 km von einer petrochemischen Fabrik entfernt leben, an zweiter Stelle aller untersuchten Länder. «Der Bericht zeigt, dass die Plastikproduktion auch in unserem Land ein schwer-wiegendes Problem für die öffentliche Gesundheit ist. Fast eine Million Schweizerinnen und Schweizer leben in der Nähe solcher Fabriken. Die wissenschaftliche Literatur weist darauf hin, dass das Leben in der Nähe von petrochemischen Standorten ein erhöhtes Gesundheitsrisiko darstellt. Die Schweiz muss im August in Genf alles tun für ein internationales Abkommen, welches das Problem an der Wurzel packt: Wir fordern eine Reduktion der Plastikproduktion um 75% bis 2040, um die Gefahren für Gesundheit, Klima und Umwelt zu begrenzen», sagt Joëlle Hérin, Expertin für Konsum und Kreislaufwirtschaft bei Greenpeace Schweiz. Vom 5.–14. August 2025 finden in Genf die Verhandlungen über ein Internationales Abkommen gegen die Plastikverschmutzung statt.
Das sind die wichtigsten Schlussfolgerungen des Berichts
Der Bericht warnt vor den Plänen der Industrie, die weltweite Kunststoffproduktion bis 2050 zu steigern. Das würde zu mehr «Opfergebieten», mehr Abfallexporten in Länder mit niedrigem Einkommen und mehr kurzlebigen Produkten führen – und die Klima- und Gesundheitskrise verschärfen.