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Die Friedlichkeit in der Welt nimmt ab

Der Weltfriedens-Index zeigt, dass die Zahl der Todesopfer in Konflikten den höchsten Stand in diesem Jahrhundert erreicht hat. Auch die Auswirkungen der Gewalt auf die Weltwirtschaft haben zugenommen.

Neue Daten zeigen, dass die Anzahl von Todesopfern durch Konflikte in Äthiopien höher ist als jene in der Ukraine und den vorherigen globalen Höchststand während des Kriegs in Syrien übertrifft. 79 Länder verzeichneten 2022 ein erhöhtes Konfliktniveau, darunter Äthiopien, Myanmar, die Ukraine, Israel und Südafrika. Die Konflikte werden immer internationaler: 91 Länder sind heute in irgendeiner Form in einen externen Konflikt verwickelt, gegenüber 58 Ländern im Jahr 2008. Dabei haben 92 Länder ihre Militärausgaben erhöht und 110 ihr Militärpersonal verringert. Die Zahl der Flüchtlinge und Binnenvertriebenen nimmt weltweit weiter zu; inzwischen gibt es 15 Länder, in denen mehr als 5% der Bevölkerung vertrieben wurden.

Regionale und globale Konflikte nehmen zu

Die 17. Ausgabe des jährlich herausgegebenen Weltfriedens-Index (Global Peace Index, GPI) des internationalen Thinktanks ‘Institute for Economics and Peace’ (IEP) zeigt, dass sich das durchschnittliche Niveau der weltweiten Friedfertigkeit im neunten Jahr in Folge verschlechtert hat, wobei 84 Länder eine Verbesserung und 79 eine Verschlechterung verzeichneten. Zehn der 23 GPI-Indikatoren verbesserten sich, 11 verschlechterten sich, und zwei zeigten keine Veränderung. Die grössten Verschlechterungen waren bei externen Konflikten und Todesopfern durch interne Konflikte zu verzeichnen. Weitere bemerkenswerte Verschlechterungen betrafen die Beziehungen zu Nachbarländern und die politische Instabilität, die sich in 59 Ländern verschlechterten. Die Verschlechterungen waren grösser als die Verbesserungen, da die Zunahme von zivilen Unruhen und politischer Instabilität nach COVID weiterhin hoch bleiben, und regionale und globale Konflikte zunehmen.

Afghanistan ist das am wenigsten friedliche Land

Die Verschiebung der globalen Konfliktverteilung setzte sich fort, da die grossen Konflikte in der MENA-Region (Middle East and Northern Africa) und in Südasien zurückgingen, während die Konflikte in Afrika südlich der Sahara, in Europa und im asiatisch-pazifischen Raum zunahmen. Die Region Russland und Eurasien verzeichnete die weltweit grösste Verschlechterung der Friedensbereitschaft.

Island ist nach wie vor das friedlichste Land, eine Position, die es seit dem Jahr 2008 innehat, gefolgt von Dänemark, Irland, Neuseeland und Österreich. Im sechsten Jahr in Folge ist Afghanistan das am wenigsten friedliche Land, gefolgt von Jemen, Syrien, Südsudan und der Demokratischen Republik Kongo. Sowohl in Afghanistan als auch in Syrien wurden Verbesserungen in Bezug auf Friedfertigkeit festgestellt, was die sich verändernde Konfliktdynamik verdeutlicht. Die Gesamtpunktzahl der Ukraine verzeichnete einen Rückgang um 13%, was die grösste Verschlechterung im GPI 2023 darstellt. Das Land liegt nun auf dem 157. Rang. Libyen verzeichnete die grösste Verbesserung bei der allgemeinen Friedfertigkeit, verbesserte sich um 7% und stieg um 14 Plätze auf den 137. Platz.

Wirtschaftliche Auswirkungen der Gewalt sind gestiegen

Die Auswirkungen von Gewalt auf die Weltwirtschaft stiegen um 1 Billion US-Dollar auf einen Rekordwert von 17.5 Billionen Dollar. Dies entspricht 13% des globalen BIPs, etwa 2’200 Dollar pro Person. Dies ist auf die höheren Militärausgaben infolge des Ukraine-Krieges zurückzuführen. Eine chinesische Blockade Taiwans würde ausserdem zu einem Rückgang der weltweiten Wirtschaftsleistung um 2.7 Billionen Dollar führen, was fast doppelt so hoch wäre wie der Verlust, der durch die globale Finanzkrise 2008 entstanden ist. Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Gewalt sind sehr unterschiedlich: In den zehn am stärksten betroffenen Ländern betrug der Rückgang des BIPs durchschnittlich 34%, in den zehn am wenigsten betroffenen Ländern dagegen nur 3%.

Militarisierung geht mit Technologisierung einher

Obwohl es mehr Kriege gibt, lenken immer mehr Länder ihre Militärausgaben auf andere Prioritäten, wie zum Beispiel Gesundheitswesen, Bildung, Infrastruktur und Erholung von der Pandemie. Verbesserungen bei der Militarisierung waren weit verbreitet, und betrafen diesbezüglich jede Region. Die gesamten Militärausgaben stiegen seit 2008 jedoch um 17%, wobei die grössten Zuwächse in China (180 Milliarden USD), den USA (70 Milliarden USD) und in Indien (40 Milliarden USD) verzeichnet wurden.

Drohnen werden zunehmend in Konflikten eingesetzt, darunter in der Ukraine, in Äthiopien und Myanmar. Die Gesamtzahl der Drohnenangriffe erhöhte sich im Jahr 2022 um 41%, wobei die Anzahl der verschiedenen Gruppen, die Drohnen nutzen, um 24% stieg.

Der vollständige ‘Global Peace Index 2023’ findet sich unter diesem Link.